Friday, March 29, 2024
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Das Massaker von 1988 und der ‚gemäßigte’ Anführer des Iran

NWRI – Am 11. September, veröffentlichte Christopher Booker, seit 1990 ein bekannter Kolumnist des „Sunday Telegraph“, nach Enthüllungen über das 1988 an politischen Gefangenen im Iran begangene Massaker einen Artikel. Es folgt dessen vollständiger Text:
Am vorigen Monat feierte Großbritannien die neue Warmherzigkeit gegenüber dem Iran unter dessen angeblich „gemäßigtem“ Präsidenten Hassan Rouhani durch Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen – zum ersten Mal seit 2011. Doch am Freitag erfuhren wir, dass das Regime Rouhanis die Gelegenheit dazu benutzt hatte, Nazanin Zaghari-Ratcliffe, die Ehefrau eines Engländers und Mutter einer zwei Jahre alten Tochter, aufgrund erdichteter Vorwürfe, sie habe gegen das Regime spioniert und Anschläge geplant, zu fünf Jahren Haft im üblen Evin-Gefängnis zu verurteilen.
Im Iran wurde darüber nicht berichtet. Doch für viele Iraner, nicht zuletzt jene Millionen, die wegen ihrer Opposition gegenüber dem Regime im Exil leben, nahm die kürzlich erfolgte, erschreckende Enthüllung eines der schockierendsten Verbrechen der Welt in den letzten 30 Jahren – auch die Namen der Verantwortlichen wurden bekanntgegeben – eine gewaltige Bedeutung an.
Dazu gehörten einige der heute – um Rouhani – an der Spitze stehenden Figuren. Seit dem August 1988 sickerten allmählich immer mehr Einzelheiten darüber durch, wie 30 000 politische Gefangene in den Gefängnissen des Iran heimlich erhängt bzw. erschossen worden waren; die meisten von ihnen waren Freunde der „Volksmojahedin des Iran (PMOI)“, der wichtigsten Gruppe jener Dissidenten, die gegen den damaligen Höchsten Führer Ayatollah Khomeini opponierten. Erst jetzt aber kam durch eine Tonbandaufnahme, die kürzlich im Internet gepostet wurde, mehr Licht darüber an den Tag, wie dies Massaker durchgeführt wurde – aufgrund einer Fatwa, die während der letzten Monate seines Lebens von Khomeini herausgegeben worden war.
Die Aufgabe der Organisation der Massenhinrichtung dieser Dissidenten – darunter schwangere Frauen und minderjährige Jugendliche beiderlei Geschlechts – wurde 70 „Todeskommissionen“ übertragen; die Tonbandaufnahme dokumentiert eine Zusammenkunft zwischen vier von den wichtigsten Organisatoren des Massakers und jenem Mann, der als Khomeinis Erbe vorgesehen war: Ayatollah Montazeri. Die Aufnahme läßt uns hören, wie er die Leiter dieser Todesschwadrone vor den „schrecklichen“ Verbrechen warnt, die sie begingen; „die Geschichte wird uns ihretwegen verurteilen“. Zu diesen Leitern gehörte der Mann, der heute Rouhanis Justizminister ist, sowie auch andere von den Spitzenfunktionären des heutigen Iran, z. B. der Mann, der das größte staatliche Industrie- und Finanz-Imperium leitet.

Rouhani selbst muß gewußt haben, was damals geschah; denn er war der stellvertretende Oberbefehlshaber der Streitkräfte des Iran. Unmittelbar nach dieser Zusammenkunft wurde Montazeri zu einer „Unperson“ erklärt; er wurde bis zu seinem Tode im Jahre 2009 in Hausarrest gehalten. Das Tonband wurde, bevor man es hastig vom Internet entfernte, im vorigen Monat von seinem Sohn veröffentlicht; ihm wird jetzt „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ vorgeworfen; sie kann mit dem Tode geahndet werden. Heute sind westliche Politiker, allen voran US-Außenminister John Kerry, nur allzu sehr darauf bedacht, Rouhani günstig zu stimmen, der sie wegen der Vereinbarung, bei der wir der Lockerung von gegen den Iran verhängten Sanktionen zustimmten – im Gegenzug gegen vage Versprechungen in bezug auf seine Pläne zum Bau von Atomwaffen – umgarnt hatte. Natürlich stellen iranische Truppen für den syrischen Diktator Bashar Assad bei seinem mörderischen Unternehmen, Aleppo zu zerstören, die Hauptunterstützung dar. Um den wahren Charakter der Leute, mit denen wir es zu tun haben, zu erkennen, muß man sich nur das Tonband anhören, das ein Sohn ins Netz stellte, der jetzt dem Tod entgegensieht, weil er den Namen seines Vaters wiederherstellen wollte.