Friday, March 29, 2024
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Maryam Rajavi: „Ich habe einen Traum: einen freien und demokratischen Iran“

NWRI – Bei einem Treffen mit dem norwegischen Parlament am Mittwoch, dem 8. November, sprach Maryam Rajavi, die vom iranischen Widerstand gewählte Präsidentin, über die Lage im Iran. Im folgenden lesen Sie den vollständigen Text dieser Ansprache:
Sehr geehrter Herr Präsident,
Sehr geehrte Abgeordnete,
Es ist in der Tat eine Freude heute unter Ihnen im Storting (norwegisches Parlament) zu sein. Ich danke Ihnen für diese Gelegenheit.
Dieses Parlament ist das Haus der Nation und der Ausdruck von Demokratie und Freiheit. Seine Bewahrung ist dem norwegischen Widerstand gegen das Nazitum der Hitlerzeit gewidmet. Ich grüße alle Widerstandskämpfer in Norwegen, die sich gegen den Faschismus erheben.

Ich grüße die Helden von Telemark, die im Februar 1943 die Rjukan Anlage für schweres Wasser in die Luft sprengten, um Hitler vom Besitz der Atombombe abzuhalten. Ihr Patriotismus ging über die norwegischen Grenzen hinaus und wurde zum Bewahrer der Menschlichkeit.

Sie retteten unsere Welt. Wir alle müssen ihnen dankbar sein und heute bin ich erfreut, auf dem Hilferuf meiner Landsleute nach Freiheit, in diesem Haus der Demokratie antworten zu können.

Ich möchte ebenfalls dem Parlament in Norwegen meine Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen, weil sie sich der Verleumdung und dem Druck des klerikalen iranischen Regimes widersetzt haben, die diese Reise verhindern wollten. Die Mullahs sehen diese Widerstandsbewegung als eine existentielle Bedrohung. Ihr Druck widerspiegelt ihre fragile Lage und die Bedeutung die dem Widerstand im Iran beigemessen wird. Diese hysterische Reaktion zeigt außerdem die Ausmaße der Unterdrückung im Iran, denn die Mullahs können noch nicht einmal tolerieren, dass sich ihre Gegner mit europäischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens treffen.

Norwegen wird an der Verteidigung der Menschenrechte und dem Kampf für die Freiheit gemessen.
Ich möchte zu Ihnen über die Unterdrückung meiner Landsleute sprechen.

Ich möchte über die Frauen und Männer sprechen, die mit ihrer unendlichen Liebe für das Leben und seine Größe ihr eigenes Leben geopfert haben, um den Iran vom Joch der Diktatur zu befreien. Sie gaben ihr Leben, damit eines Tages das Parlament im Iran ein wirkliches Haus des Volkes ist.

Heute antworte ich auf die Not und das Leiden von Frauen und Männern, die unerträglichen Foltern ausgesetzt waren und sich trotzdem nicht dem religiösen Faschismus unterwarfen. 120.000 waren den Exekutionskommandos ausgeliefert, aber sie ließen sich nicht von der Diktatur in die Knie zwingen.

Im Namen des iranischen Volkes und des Widerstandes für Freiheit, betone ich, dass das iranische Volk immer mehr in seinem Widerstand für die Freiheit aufgeht, je mehr die Mullahs hinrichten, foltern und unterdrücken. Wir sind mehr denn je entschlossen, dem religiösen Faschismus in unserem Heimatland ein Ende zu setzen und im Iran die Freiheit einzuführen.

Leider werden unser Volk und der Widerstand nicht nur von den Mullahs unter Druck gesetzt. Für die iranischen Menschen, vor allem die Freiheitskämpfer ist es sehr hart und schwierig zu verstehen, dass sie Zeuge der Ignoranz der westlichen Länder für eine minimale Zusage zu den Prinzipien der Menschenrechte werden und dass die im Iran herrschende Diktatur unterstützt wird.

Die europäischen Führer müssen gefragt werden:
– Warum beugen sie sich den Forderungen des im Iran herrschenden religiösen Faschismus so schamvoll?
– Warum wurde die nach Demokratie strebende Bewegung im Iran zur Beruhigung der religiösen Tyrannei im Iran als Terrorist stigmatisiert?

Jahre zuvor bezeichneten die Mullahs die iranischen Volksmojahedin als Terroristen, um die Hinrichtung und Unterdrückung des iranischen Volkes zu rechtfertigen. Die Freiheitskämpfer in Ashraf City wurden wegen des Terrorismus-Etiketts ihrer Rechte beraubt.

In den 20 Jahren, in denen sie als Flüchtlinge im Iran sind, setzt das Mullahregime immer wieder politische Druckhebel in Gang, um ihre Ausweisung zu erzwingen. Das Terroretikett ist für sie ein Vorwand und wird als Entschuldigung angebracht. Sie entführen Volksmojahedin und üben Terroranschläge auf sie aus. Der Westen verhält sich im Angesicht dieser Tatsache trotzdem immer weiter zurückhaltend.
Unsere Rechte in Europa wurden ebenfalls wegen diesem Terroretikett verletzt.

Vor drei Jahren, nachdem mit dem iranischen Regime ein Geschäft abgeschlossen worden war, wurde das Büro des Nationalen Widerstandsrats Iran in Frankreich unter dem Vorwand, gegen Terroristen vorgehen zu müssen, angegriffen. Viele Mitglieder des Widerstandes wurden gefangen genommen, aber auch schnell wieder entlassen, weil die Verhaftungen unbegründet waren.

Zu jener Zeit erklärte ich dem Untersuchungsrichter, dass ich – ähnlich wie viele meiner Schwestern und Brüder – damit zu rechnen hatte, dass ich gefangen genommen, gefoltert und sogar hingerichtet werden könnte. Aber ich hatte nicht erwartet, dass ich in Frankreich für die Verteidigung der Freiheit eingesperrt würde. Ich sagte ihnen auch: „Ihr könnt mich einsperren, aber Ihr könnt meinen Kampf für die Freiheit nicht verhindern.“

Die westlichen Vertreter müssen auf die folgenden Fragen antworten:
– Warum sind sie zu den Verbrechen des Mullahregimes gegen das iranische Volk ruhig geblieben?
– Warum sind sie zu den Warnungen des iranischen Widerstandes vor dem Export von Fundamentalismus und Terrorismus ruhig geblieben?
– Warum führen sie fruchtlose Verhandlungen über vier Jahre hinweg und erlauben, dass die Mullahs Atomwaffen immer näher rücken und die Region und die Welt an den Rand eines Krieges bringen, obwohl die geheimen Nuklearstandorte der Mullahs aufgedeckt wurden?

Vor elf Jahren warnte ich in einer Rede in der Osloer Stadthalle vor der Gefahr des islamischen Fundamentalismus als einer neuen globalen Gefahr. Schon damals hat niemand auf diese Gefahr geachtet.
Und heute warne ich vor dem Fehler, den Mullahregime weiterhin so halbherzig Zugeständnisse einzuräumen, anstelle einer eindeutigen strengen Richtlinie. Dadurch ist mit schrecklichen Konsequenzen zu rechnen.

Und heute, warne ich: wenn nicht entschiedene Schritte unternommen werden, um die Mullahs von ihren Ambitionen auf Atomwaffen, Terrorismusexport, Einmischungen im Irak und dem Heraufbeschwören von chaotischen Verhältnissen in der Region abzubringen, wird das schreckliche Konsequenzen haben. Die angerichteten Verwüstungen im Libanon resultieren aus der Beschwichtigungspolitik des Westens bei den atomaren Verhandlungen und dem Eindringen der Mullahs in den Irak.

Die demokratischen und patriotischen Kräfte im Irak sprechen von einer zweiten Besatzung in ihrem Land durch das iranische Regime. Etwa 5,2 Millionen Iraker haben eine Deklaration verabschiedet, in der sie verlangen, dass das iranische Regime den Iran zu verlassen habe.

Welchen politischen Weg sollte man gehen?

Beschwichtigung als eine mögliche Lösung hat versagt.
Militärische Intervention im Iran ist auch keine Antwort auf diese Krise.
Hauptsächlich und vorrangig sollte deshalb der Wandel im Iran unterstützt werden. Die Wende im Iran ist in Reichweite. Entgegen der weit verbreiteten Propaganda des iranischen Regimes und seiner Lobby in Europa befinden sich die Mullahs in einer fragilen Lage. Der Aufstieg von Mahmoud Ahmadinejad und sein Versuch, eine monolithisches Regime zu errichten war eine strategische Wahl des Höchsten Führers Khamenei, um sein fragiles Regime zu erhalten.

Der Nachdruck, mit dem die Mullahs, ihr Nuklearprogramm, ihren Fundamentalismus und ihre Verwüstungen in der Region betreiben, entspringt genau der fundamentalen Schwäche des klerikalen Regimes. Dieses Regimes kann nicht überleben, ohne Krisen im Ausland zu entfachen.

Ich wiederhole außerdem, dass der Wandel in Reichweite ist. Die Beseitigung der Hindernisse, die dem iranischen Widerstand in den Weg gelegt wurden, ist für den Wandel unbedingt erforderlich und der einzige effektive Weg, um auf die Unnachgiebigkeit der Mullahs zu antworten.

Die Mullahs befürchten nur eines: den iranischen Widerstand. Die hoffnungslosen Appelle des iranischen Regimes an die europäischen Länder, um dem iranischen Widerstand Restriktionen aufzuerlegen sind das beste Zeichen ihrer Angst vor dem Widerstand. Die Mullahs können noch nicht einmal tolerieren, dass Europa einfach nur hört, was wir zu sagen haben.

Die Welt muss sich nicht zwischen einer militärischen Intervention des Auslands im Iran und der Beschwichtigung des im Iran herrschenden religiösen Faschismus entscheiden. Es gibt eine dritte Option: der demokratische Wandel durch die iranischen Menschen und ihren organisierten Widerstand selbst.
Entschiedenheit gegenüber den Mullahs und Beistand für das iranische Volk und den Widerstand sind die Gütestempel einer prinzipientreuen und gleichzeitig fruchtbaren Politik dem Teheraner Regime gegenüber.

Sehr geehrte Abgeordnete,
Heute suche ich die Unterstützung aller, die im Mittleren Osten keinen neuen Krieg erleben wollen.
Als Abgeordnete im Storting sind Sie die Anwälte von Frieden und Freiheit. Ich bitte Sie um Ihre Unterstützung, damit die Hindernisse für einen demokratischen Wandel im Iran aus dem Weg geräumt werden.

Um den Wandel im Iran herbeizuführen suchen wir weder nach Geld noch nach Waffen. Wir bitten den Westen, die Hindernisse wegzuräumen, die er dem iranischen Volk in den Weg gelegt hat. Der iranische Widerstand und die Menschen sind in der Lage, im Iran umzuwandeln. Glücklicherweise hat die Regierung von Norwegen im Gegensatz zur Europäischen Union und den Vereinigten Staaten nur die Terrorliste der Vereinten Nationen angewandt und die Organisation der iranischen Volksmojahedin, der Hauptopposition, von ihrem Terrorlabel befreit. Aber das ist nur ein erster Schritt.

Im Hinblick auf die demokratischen Traditionen Ihres Landes und in Erinnerung an die Verteidigung unterdrückter Menschen, rufe ich Sie auf, den Widerstand des iranischen Volkes für Frieden und Gerechtigkeit zu unterstützen.

Ich rufe Sie auf, die Regierung Norwegens um die Entsendung einer Botschaft der Freundschaft und der Solidarität des iranischen Volkes zu bitten. Damit wird der Nationale Widerstandsrat Iran unterstützt und der formale Dialog mit ihm aufgebaut.

Durch Sie, sehr geehrte Abgeordnete, bitte ich die Regierung Norwegens dringend, eine internationale Kampagne ins Leben zu rufen, damit das Terrorlabel endgültig von den Volksmojahedin genommen wird und diese Ungerechtigkeit endet.

Ich rufe Sie auf, die Friedenskämpfer in Ashraf City zu verteidigen.

Sehr geehrte Abgeordnete,
wir haben alles zu versuchen, um den Iran von den Fesseln der religiösen Diktatur zu befreien.
Wir suchen nach der Souveränität des Volkes im Iran.

Wir wollen den religiösen Despotismus durch Freiheit und Demokratie ersetzen.
Für uns ist Demokratie nicht nur ein Slogan.
Für uns sind Demokratie und Freiheit Ideale. Menschen ist es eigen, dass sie frei sein wollen und frei wählen wollen. Aus meiner Sicht können die menschlichen Werte ohne Freiheit und Demokratie nicht gedeihen.
Für uns ist Demokratie eine Strategie. Wenn wir uns nicht selbst zu Freiheit und demokratischen Beziehungen verpflichtet hätten, wären wir nicht in der Lage gewesen, 27 Jahre lang der Unterdrückung durch die Mullahs stand zu halten. Ohne demokratische Beziehungen hätte unsere Bewegung nicht bis heute durchhalten können.
Für uns ist Demokratie eine historische Notwendigkeit. Das ist das Ziel des iranischen Volkes in seinem Kampf, den es seit einem Jahrhundert führt. Im gegenwärtigen Millennium würde ein Wandel ohne Freiheit zwangsläufig zur Rückentwicklung führen.
Und für uns ist Freiheit eine politische und gesellschaftliche Notwendigkeit. Ohne die Wiederherstellung der Rechte, die man dem iranischen Volk ungerechtfertigt entrissen hat, wird die Armut im Iran nicht beseitigt werden. Da ist keine Möglichkeit für wirtschaftlichen Fortschritt und Entfaltung. Die zunehmenden sozialen Probleme werden ebenfalls nicht beseitigt werden.

Deshalb wiederhole ich: Unser Ziel ist nicht die Machtübernahme um jeden Preis. Unser Ziel ist die Garantie für Freiheit und Demokratie und die Übergabe der Macht in die Hände des iranischen Volkes für jeden Preis, auch wenn wir unser Leben dafür opfern müssen.

Sehr geehrte Abgeordnete,
Ich habe einen Traum: Einen Iran frei von Hinrichtung und Folter.
Ich sehne mich danach, ein Land zu sehen, in dem Krane für den Bau benutzt werden und nicht zur Zerstörung menschlichen Lebens,
ein Land, in dem Steinigungen und Gliedamputationen einer fernen Vergangenheit angehören,
ein Land, in dem Gerichte in Verbindung mit Religion und Feme verboten sind,
ein Land, Misstrauen, Hass und Rache durch Liebe, Freundschaft und Toleranz ersetzt werden.
Ich habe einen Traum: einen freien und demokratischen Iran,
ein Land, in dem alle Bewohner ihr Recht auf Freiheit, Leben und Sicherheit genießen können,
ein Land, in dem alle Bewohner ihren Glauben und ihre Wünsche äußern können, wo jeder frei protestieren kann,
ein Land, wo jeder frei entscheiden kann, wie er sich kleidet oder wie er lebt.
Ich habe einen Traum: einen Iran, in dem Toleranz und Frieden gedeihen.
Ein Land, in dem alle Bewohner mit unterschiedlichem Glauben und Religionen Seite an Seite in Harmonie leben können,
ein Land, in dem keine Religion verboten ist und keine Religion vor der anderen bevorzugt wird,
ein Land, in dem Krieg, Blutvergießen und Gewalt völlig beseitigt sind,
ein Land, in dem nicht Fundamentalismus und Terrorismus sondern Frieden und Freundschaft gefördert werden,
ein Land, das sich der Koexistenz und der guten Nachbarschaft verpflichtet fühlt.
Ich habe wirklich keine Zweifel daran, dass wir auf der Strasse, auf der wir diese Träume realisieren alle Schwierigkeiten überwinden werden,
Wir sollten den Fundamentalismus für immer aus den Geschichtsbüchern streichen.

Nichts soll der Freiheit im Weg stehen, die den Iran aus dem Dunkel führt.

In diesem wichtigen Moment höre ich die Schreie der großen iranischen Nation: We shall overcome.
Unser Heimatland wird frei sein.

Und ich bitte Sie, als Freiheitssuchende, dem iranischen Volk und dem Widerstand eine Hand zu reichen.

Ich danke Ihnen vielmals