Friday, March 29, 2024
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Iran: Inhaftierte Zivilrechtsaktivistin schreibt offenen Brief

Atena Daemi ist eine Zivilrechtsaktivistin und wurde am 21. Oktober 2014 verhaftet. Sie kam sofort in Einzelhaft, wo sie 86 Tage lang blieb, bis sie in die Frauenabteilung im berüchtigten Teheraner Evin Gefängnis verlegt wurde. Im Mai des darauf folgenden Jahres wurde sie wegen „Beleidigung des obersten Führers“, „Propaganda gegen das Regime“ und „illegale Versammlung gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt und von Richter Moghiseh von Abteilung 28 des Revolutionsgerichtes zu 14 Jahren Haft verurteilt.

Frau Daemi schrieb nun einen offenen Brief zu ihrem 4. Jahrestag ihrer Inhaftierung. Sie beschrieb in ihm die harten Bedingungen im Gefängnis und welchen Schikanen sie ausgesetzt ist.

Sie wurde damals auf dem Weg zu ihrer Arbeit verhaftet. Die Sicherheitskräfte drohten ihr damit, dass auch ihre Mutter inhaftiert würde. Frau Daemi sagte in ihrem Brief, dass ihre Mutter von den Einschüchterungen der Agenten des Regimes nicht beeindruckt war, sondern eher mit Stolz darauf verwies, an der Seite ihrer Tochter zu stehen.

„Ich dachte, du würdest Angst bekommen, aber das hast du nicht. Ich dachte, du würdest böse auf mich sein, weil ich hier bin, aber das warst du nicht. Du hast mir gesagt, dass du vom ersten Tag an, wo ich von dir getrennt war, immer hinter mir gestanden hast und dass es niemand schafft, seine Mutter von ihrem Kind zu trennen. Das hat mir damals eine große Last genommen und ich hatte das Gefühl, nun Flügel zu bekommen, denn so lange du hinter mir stehst, werden wir immer vereint sein.“

Frau Daemi schreibt weiter, dass ihre Mutter froh war, dass sie am Tag ihrer Verurteilung keine Todesstrafe erhalten hat. Die Familie hatte es erwartet. Sie wusste, dass ihre Mutter dennoch traurig sein würde, doch sie blieb stark und ließ sich nichts anmerken.

Wegen der Schikanen, die sie im Gefängnis erdulden musste, ging Frau Daemi in den Hungerstreik. Sie sagte ihrer Mutter, dass die Wärter sie schlagen und schikanieren würden und sie dennoch standhaft bleiben wird.

Während ihrer Zeit im Gefängnis hat Frau Daemi viele Dinge verpasst. Ihre Schwester Hanieh heiratete und sie konnte nicht dabei sein. Hanieh war damals sehr enttäuscht, doch ihre Mutter sagte ihr, dass sie den Wachen nicht zeigen soll, wie sehr sie enttäuscht ist. „Ihr habt mich in Gharchak besucht. Hanieh war außer sich vor Wut, doch ihr habt sie beruhigt und ihr gesagt, sie soll lachen und nicht weinen, damit die Gefängnisleitung sieht, dass nichts uns brechen wird.“

Die Mutter von Frau Daemi und ihre Schwester wurden ebenfalls von den Behörden schikaniert und ihre Familie musste um jeden Besuch und jedes Telefonat mit ihr ringen, was die Situation noch schwieriger machte.

Sie schließt ihren Brief mit folgender Botschaft:“ Sendet meine Grüße an all die trauernden und tapferen Mütter des Iran und sagt ihnen, dass ihre Rufe nach Gerechtigkeit so lange nicht verstummen werden, so lange ich lebe.“