Friday, March 29, 2024
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Die problematische Knappheit an Strom im Iran unter dem Kleriker Regime

Von Dr. Aladdin Touran

Der Iran ist Opfer einer Folge von Blackouts und Stromausfällen im nationalen Netz der Energieversorgung. Während das Land im vergangenen Jahr an 12. Stelle in der Welt stand bei der Stromerzeugung, müssen die Menschen sich mit häufigen unangekündigten Blackouts in der Sommerhitze herumschlagen. Die Situation hat sogar das herrschende Regime mit Rufen „Tod für Khamenei“ im Osten von Teheran nach dem Stromausfall am 3. Juli geschockt.
Der abgelöste Minister für Energie Ardakanian in Hassan Rohanis Regierung erklärte, dass der Stromausfall auf die frühzeitige Erwärmung der Luft und die Abnahme von Regenfällen zurückzuführen gewesen sei.
Mohammad Hassan Motavilizadeh, CEO bei Tavanir, äußerte am 23. April, dass die Verringerung des Wassers in den Talsperren, die die Erzeugung von Hydroenergie um 40 % verringere, ein wesentlicher Faktor bei der Stromknappheit sei.
Andererseits hat der frühere Energieminister, der vor dem parlamentarischen Energieausschuss Erklärungen für die Situation präsentiert hat, die Erzeugung von Kryptowährung (Bitcoin) für den Mangel an Strom verantwortlich gemacht. Er beklagte sich, dass 3 600 nicht autorisierte Zentren für die Erzeugung von Kryptowährung identifiziert worden sind, die 570 Megawatt an Strom verbrauchten.
Der jetzt abgelöste Präsident der Mullahs Hassan Rouhani, der sich schlau gegenüber der Bevölkerung entschuldigt hat, stellte mokant fest, dass „China und Amerika“ auch Probleme mit der Stromversorgung hätten.
Gleichzeitig mit den haltlosen Unterstellungen und Lügen Rohanis hat eine Kommission aus den Ministern für Energie, Inneres, Bergbau, Handel und Öl mit rechtlicher Autorisierung durch die Regierung zum Bekämpfen der Stromknappheit erklärt, dass die Knappheit noch einige Zeit andauern werde. Hossain Hosseinzadeh, ein Mitglied des Energieausschusses des Parlaments, äußerte ebenfalls, dass die Krise nicht in kurzer Zeit gelöst werden könne.
Es gibt ein Ungleichgewicht zwischen Energie Erzeugung und Verbrauch in dem Land, das nicht leicht aufgelöst werden kann und wie alle Probleme dort ist es auf die vier Jahrzehnte der Herrschaft der Mullahs zurückzuführen. Um dieses verwirrende Durcheinander genauer zu beleuchten, sollte man die Fakten von den Lügen des Regimes trennen.
Die Spitzen des Stromverbrauchs im Iran werden auf 55 GW (55 000 MW) geschätzt. Laut der Statistik für Strom vom Energieministerium, liegt die Spitze der Stromerzeugung des Landes bei 85 GW. Insofern sollte es in dem Land kein Problem mit der Stromknappheit geben.
Die erste Lüge des Kleriker Regimes betrifft die tatsächliche Produktionskapazität, die faktisch ein Maximum von etwa 60 Gigawatt erreicht: Viele thermale Kraftwerke, die 80 % des Stroms des Landes erzeugen und deren Produktion die Grundlagen für die Berechnungen der Regierung bilden, haben nicht den relevanten theoretischen Wirkungsgrad, sondern müssen oft nur mit einem Teil der Produktionskapazität arbeiten, wegen Abnutzung und technischen Defekten oder Ausfällen. In diesem Jahr werden die Wasserkraftwerke nicht einmal die Hälfte ihres nominalen Produktionsumfangs erreichen wegen der verringerten Regenfälle und zu wenigen Investitionen. Das Ergebnis davon ist, dass die wirkliche Spitze der Stromerzeugung wegen des Rückgangs der Produktion von Strom aus Wasserenergie 50 Gigawatt nicht überschreiten trotz einer Kapazität, die auf bestenfalls 60 Gigawatt geschätzt wird.
Die zweite Lüge der Mullahs betrifft den Verbrauchszuwachs wegen der saisonalen Hitze. Laut dem abtretenden Energieminister betrug der Anstieg der Temperatur 3 Grad verglichen mit dem Durchschnitt im vergangenen Jahr. Der CEO der Stromverteilung von Ahwaz sagt, dass ein Anstieg der Temperatur um ein Grad zu einer zusätzlichen Last von 300 MW an der Spitze führen werde. Auf diese Weise bedeutet eine Zunahme der Last wegen drei Prozent höherer Temperatur weniger als ein Gigawatt zusätzlicher Last. Trotz der Hitze wurden in diesem Jahr 55 Gigawatt an Stromverbrauch gemeldet, was 3 Gigawatt weniger als in der gleichen Zeit im vergangenen Jahr ausmacht.
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Die dritte Lüge betrifft den hohen durchschnittlichen Verbrauch in den privaten Haushalten. Laut einer weltweiten Statistik hat der Iran einen durchschnittlichen Gesamtverbrauch pro Kopf (etwa 3 kWh), der geringer ist als der vergleichbare Verbrauch in anderen Ländern. In Wahrheit ist der Anteil des zusätzlichen jährlichen Verbrauchs in den privaten Haushalten am Wachstum des Stromverbrauchs insgesamt geringer als in anderen Sektoren, d. h. im öffentlichen Sektor, der Industrie usw. Deshalb ist es reine Demagogie, wenn das Problem der Stromknappheit dem Verbrauch der Bevölkerung in den privaten Haushalten zugeschrieben wird.
Die nächste Lüge betrifft die besondere Rolle des Mangels an Regenfällen. Das Maß an Stromerzeugung aus Wasserkraft liegt zwischen 10 und 12 Gigawatt und die höchste Zahl, die vom Regime angegeben wird, die wahrscheinlich auch übertrieben ist, sind 14,5 Gigawatt. Auch wenn wir die 40 % Rückgang der Stromproduktion durch den Mangel an Regenfällen für bare Münze nehmen, die die Regierung behauptet, ist das geringere Maß an Stromenergie weniger als 6 Gigawatt, was ein Zehntel des gesamten Outputs des Landes ist.
Deshalb sind weder die gestiegenen Temperaturen, noch der Mangel an Regenfällen noch ein exzessiver Verbrauch in den Haushalten die Ursache für die derzeitige katastrophale Situation.
Was ist dann aber der Grund für die derzeitige Situation beim Strom im Land, für die es keine Aussicht auf eine schnelle Lösung gibt? Diese Situation ist nicht das Resultat einer oder mehrerer natürlicher oder unnatürlicher Ereignisse, wie die Amtsträger behaupten, sondern die Folge der heimtückischen Politik im Hinblick auf die komplette Vernachlässigung der Infrastruktur des Landes. Zum Beispiel:
• Es gab nicht die notwendigen Investitionen und Budgetzuweisungen für die Produktion von Elektrizität, die eine jährliche Zunahme um 5 % bei der Stromproduktion erlauben würde, um die Zunahme beim Verbrauch abzudecken. Zum Beispiel war im iranischen Jahr 1399 (März 2020-März 2021) ein Wachstum der Produktion von 4,8 GWh eingeplant, aber laut der Regierung Rohanis wurden nur 39 % davon erreicht (wobei die Genauigkeit dieser Angaben nicht transparent ist). Im Jahr 1398 wurde weniger als die Hälfte der geplanten Investitionen fertiggestellt und in den ersten beiden Monaten von 1400 wurden nur 1 % der projektierten Ziele für dieses Jahr erreicht.
• Vor den US Sanktionen von 2017 wurden Vereinbarungen über den Kraftwerksbau im Wert von fast 6 Milliarden $ mit belgischen, chinesischen und deutschen Unternehmen unterzeichnet, von denen keines umgesetzt wurde, obwohl die Liquidität dafür zu der Zeit noch vorhanden war.
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• Das Netz des Landes für die Übertragung und Verteilung von Strom ist abgenutzt wegen fehlender Investitionen, deshalb erreicht das Maß des Verlustes an Energie unglaubliche 12 %. Mit anderen Worten, etwa 10 Gigawatt der Stromproduktion des Landes wird verschwendet einfach nur durch den desolaten Zustand des Netzes. Laut Schätzungen der vorherigen Administration und Rohanis Aussagen sind 2 Milliarden $ an Investitionen für die Stromverteilung und Übertragung in zehn Jahren notwendig, die nicht realisiert wurden. Der Geldwert für die durch die Wertminderung des Netzes verlorene Energie erreicht 4 Milliarden $ im Jahr, was bedeutet, dass das Land durch fehlende 2 Milliarden $ an Investitionen pro Jahr gezwungen wird, Verluste von 4 Milliarden $ im Jahr hinzunehmen!
• Während das Land Hunderte Milliarden Dollar für die Atomindustrie in den drei Jahrzehnten unter dem Vorwand der Erzeugung von Atomstrom eingesetzt hat, beträgt der Anteil des Atomstroms etwa 1.1 Prozent am Gesamtoutput des Landes von Strom.
• Die Vorgaben des Pariser Abkommens für das Maß der Stromproduktion aus Methoden der Erzeugung von erneuerbaren Energien, die das Land hätte erfüllen müssen, wurden nicht erreicht. Der Fünfte Plan, dessen Periode sich dem Ende nähert, sollte zu einer Erzeugung von 4500 Megawatt an erneuerbarem Strom führen, während weniger als 400 Megawatt tatsächlich erzeugt wurden.
Mit dem minimalen Grad an Investitionen und Verwaltung für die Stromindustrie würden all die Faktoren, die in den wahrheitswidrigen Aussagen der Amtsträger erwähnt werden, zusammengenommen nicht zu den derzeitigen Stromausfällen geführt haben.


Dr. Aladdin Touran ist Mitglied des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalen Widerstandsrats Iran (NWRI). Er hat den Iranischen Widerstand in mehreren Foren vertreten und schreibt häufig über Angelegenheiten des Vorderen Orients und des Iran.