Friday, March 29, 2024
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Iran: Das Bündnis zwischen dem religiösen Regime und den Monarchisten gegen die Demokratie-Bewegung

Das religiöse Regime, das sich in der schwersten Krise seiner Existenz befindet und um sein Überleben kämpft, weiß sich keinen anderen Rat als den, das Bild seiner demokratischen Alternative, des Nationalen Widerstandsrats des Iran (NWRI) und der wichtigsten Oppositionsbewegung des Iran, der Organisation der Volksmojahedin des Iran (PMOI/MEK), entweder zu zerstören oder zu entstellen.

Die Aufstände des iranischen Volkes am Anfang des Januars 2018 und im November 2019 läuteten im Iran sowohl für das herrschende Regime als auch für den Widerstand eine neue Epoche ein. Die Widerstandseinheiten der MEK spielten in der Organisation, Anfachung und Leitung der Forderung, die das Thema der Aufstände war: der Forderung des Regimewandels, eine bedeutende Rolle. Der Höchste Führer des Regimes, Ali Khamenei, verurteilte öffentlich die MEK wegen ihrer Schlüsselrolle.

Eine bankerotte Wirtschaft mit einer großen Zahl von Arbeitslosen, Armut, regionaler und internationaler Isolierung des Regimes, den sich in ihm verschärfenden Krisen und einem explosiven Zustand der Gesellschaft im Verein mit der zunehmenden Neigung der Jugend, sich für die MEK einzusetzen – dies alles zwingt das Regime, alle seine Ressourcen aufzuwenden, um seine demokratische Opposition in Mißkredit zu bringen; darin besteht seine einzige Möglichkeit zu überleben. Und im Verein mit dem religiösen Regime setzen auch die Monarchisten, die Freunde des abgesetzten Schahs außerhalb des Iran, alle ihnen verfügbaren Mittel ein, um dem Regime beizustehen und durch Verbreitung unwahrer Behauptungen und Lobby-Tätigkeit für das Regime die demokratische Opposition zu diskreditieren.

Ingrid Betancourt, ehemalige Präsidentschaftskandidatin in Kolumbien, behandelte dies Thema in ihrer Rede während der jährlichen Versammlung, dem Weltgipfel FREIER IRAN am 19. Juli 2020.


Es folgt der vollständige Text ihrer Rede:

Während der gegen das Regime gerichteten Demonstrationen im Januar dieses Jahres wurde der folgende Slogan skandiert: „Nieder mit den Diktatoren – sei es der Schah oder der Höchste Führer!“ Es mag Außenstehenden seltsam vorgekommen sein, daß die Iraner den Namen des Schahs aus der Asche der Geschichte ausgruben und in einem Atemzuge mit dem Anführer der gegenwärtigen Diktatur nannten. Es war eine Überraschung, daß sie sich damit nicht nur auf eine historische Parallele, sondern auf ein noch bestehendes Bündnis bezogen. Ein Rückblick auf die Geschichte des Iran: Während des Staatsstreichs von 1953, der sich gegen Premierminister Mossadegh richtete, den liberalen Reformer, der den Iranern einen demokratischen Weg eröffnete, trat der damalige religiöse Führer Ayatollah Kashani dem Schah an die Seite, um Mossadegh niederzuringen; er warf ihm vor, er sei ein Kommunist und wolle diesen frühen iranischen Frühling beenden. Gegenwärtig sind die Mullahs an der Macht; die Monarchisten stehen zwar diesem Regime feindselig gegenüber, ziehen es jedoch der freien, demokratischen Option vor, die die Iraner auf der Straße fordern.

Es ist interessant: Unlängst griff Ardeshir Zahedi, ehemals iranischer Minister und – wichtiger noch – Botschafter des Schahs in den Vereinigten Staaten, Washington wegen seiner gegen Qassem Soleimani gerichteten militärischen Operation an. In einem Interview sagte er, die wahren Terroristen seien die Vereinigten Staaten. Er fügte hinzu: „Ich war immer stolz auf Qassem Soleimani und werde es immer sein. Er war der, der sein Leben für sein Land hingab – anders als jene, die sich für Geld verkaufen.“ Wir alle wissen, daß Qassem Soleimani von Khamenei selbst bevorzugt wurde; er betrachtete ihn als seinen Nachfolger – den Mann, der nach ihm das Kommando über den Iran übernehmen würde. Ebenso aber wissen wir, daß Qassem Soleimani wegen der Exekution von tausenden von Iranern angeklagt wurde und für ein Regime arbeitete, das nachweislich bis ins Mark korrupt war – mit seinen wohlhabenden Anführern, die die Ressourcen des Landes ausplünderten, während ihre Mitbürger dem Hunger und der Verarmung ausgesetzt waren. Wovon also sprach Ardeshir Zahedi – als ein Gefolgsmann des Schahs? Wen wollte er damit hinters Licht führen? Dabei sagen uns die Leute im Iran auf der Straße, daß sie sich überhaupt nicht haben täuschen lassen, sondern besser als irgendjemand sonst verstehen, wer diese beiden Mächte waren und wie sie miteinander zusammenspielten, um weiterhin das Land zum eigenen Vorteil auszubeuten und auszurauben.

Das tatsächliche Bündnis zwischen den Theokraten und den Monar-chisten zeigt sich auch in einer weiteren besonderen Angelegenheit, nämlich der Art, wie sie die demokratischen Kräfte des Iran angreifen. Die Organisationen, die alle Demonstranten des Iran hinter sich vereinigen und vom Ausland international unterstützt werden, nämlich der NWRI und besonders die MEK – eben das waren die Ziele, die sie miteinander teilten; denn sie sehen ja, daß die Iraner in ihren Anführern die vereinte, organisierte Macht erkennen, mittels derer das Regime besiegt und endlich der Weg zur Demokratie eröffnet werden kann. Jahrelang hat das Mullah-Regime sich bemüht, die MEK als Terror-Organisation hinzustellen; dies Unternehmen ist gescheitert. Sie sind alle gescheitert. Jedesmal, wenn ihre Anschuldigungen vor Gericht gebracht wurden, machte es sich ein unabhängiger Richter – sei es in den USA, in Großbritannien oder auf dem europäischen Kontinent – zur Ehrensache, die Namen des iranischen Widerstands und seiner Anführer von dem Dreck reinzuwaschen, mit dem das Regime sie beworfen hatte.

Heute trachten die Mullahs darnach, die Demonstranten im Iran und mithin den Widerstand mit dem bizarren Vorwurf zu spalten, die Volksmojahedin in Ashraf seien Häftlinge ihrer Anführer und unfähig zu eigenen Entscheidungen. Doch diese Beschreibung trifft in Wirklichkeit auf das tyrannische Regime der Mullahs zu. Es betrachtet die Bevölkerung des Iran als seine Gefangenen; es versucht, ihnen mit seinen Lügen und Drohungen das Gehirn zu waschen und setzt sogar den Namen Gottes ein, um Böses zu tun. Darin liegt für Millionen von Iranern der Grund zu protestieren, während wir hier miteinander sprechen – im Iran und im Ausland. Es ist ja eine altbekannte Strategie, denen, die dich beschuldigen, eben die Sache vorzuwerfen, derer du selbst schuldig bist – also den Spieß umzukehren, um den Gegner für schuldig zu erklären. Doch nach dem eindrucksvollen Gipfel für die Freiheit, der vorgestern stattfand und durch das Internet tausende Menschen aus allen Teilen der Welt zum Einsatz für die iranischen Demonstranten und den iranischen Widerstand zu vereinigen, wäre es töricht anzunehmen, irgendjemand könne den Lügen der Mullahs und ihrer Propaganda noch erliegen. Die Iraner wissen es besser – die Mitglieder der MEK – Frauen und Männer, die sowohl in den Gefängnissen des Schahs als auch denen der Mullahs gefoltert wurden. Sie haben die Hinrichtung von Angehörigen und Freunden mitangesehen. Sie wissen, wer sie ihrer Freiheit beraubt hat, sie kennen den Lügner. Sie hielten zusammen, sie lebten zusammen, im Irak, in Paris, in Tirana oder wo auch immer; sie kämpften gemeinsam, denn sie wissen, daß sie die Speerspitze der iranischen Freiheitskämpfer sind. Sie haben sich entschieden zusammen zu bleiben; dabei wissen sie natürlich, daß sie die Gemeinschaft verlassen können, wann immer sie es wünschen, und daß sie ihr privates Leben führen können, wann immer sie sich dazu entschließen. Zugleich wissen sie, daß sie überall in der Welt willkommen sind, weil sie wegen ihres Kampfes, ihrer Fähigkeiten, ihrer hohen Bildung, ihrer Tüchtigkeit und der Werte, an die sie sich in allem, was sie tun, halten, geachtet und bewundert werden.

Sehen Sie, ein Bürger Ashrafs zu sein – das ist nicht die zweitbeste Wahl im Leben. Es ist nicht das Loskommen von Einsamkeit und Arbeitslosigkeit. Es ist nicht eine Strategie des Entkommens oder eine zeitweilige Mode. Man macht sich damit nicht zur Puppe eines anderen. Ihre Leiterin Maryam Rajavi hat ebenso viel und mehr gelitten und geopfert als irgendeines der anderen Mitglieder. Sie ist eine Frau, die nicht gekauft, nicht eingeschüchtert und nicht zum Schweigen gebracht werden kann; denn sie ist die Stimme von Millionen. Sie ist die Hoffnung von Millionen. Sie ist nicht der Folterknecht, sondern sein Opfer. Sie ist nicht der Gefängniswärter, sondern der Schlüssel zur Freiheit. Sie ist keine Despotin wie ihre Feinde, sondern ihr Kampf gilt der Gerechtigkeit. In dem Fehlen persönlichen Ehrgeizes liegt ihre Stärke. Sie lebt für das Volk. Sie will niemandem imponieren. Sie manipuliert niemanden. Sie wird vom Volk getragen – von all den Millionen Iranern, den Opfern des religiösen Regimes, die ihr gleichen – wie die Bürger von Ashraf, die dem, was wir uns unter einem apokalyptischen Krieger vorstellen, heute am nächsten kommen. Sie ist aus dem Stoff, aus dem Helden gemacht werden – dem Schicksal, zu dem Frauen und Männer sich entscheiden, die nicht aufgeben. Es handelt sich um die Option des Träumers, der zum Gewinner wird. Das alles weiß der Iran. Sie wissen, wo die Wahrheit zu finden ist und wer ihr Banner wehen läßt.

Obwohl ich in meinem persönlichen Leben nicht aufgefordert worden bin, so viel zu opfern, wie die Ashrafis dem Iran geopfert haben, erkläre ich voller Stolz: Ich bin eine Bürgerin Ashrafs, denn ich habe mich wie ihr dazu entschieden, gegen Repression, Lügen und den Tod zu kämpfen und mich immer an die Freiheit, die Wahrheit und das Leben zu halten. Die Iraner haben verstanden: Der beste Weg, um die Verbrecher für die 40 Jahre ihrer Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen, besteht in dem Sturz dieser Tyrannei und darin, diesen Krieg zu gewinnen – für die Freiheit. Hazer, hazer, hazer.

Ingrid Betancourt, ex Colombian Senator: Iran’s people are chanting “Down with Dictator, be it the Shah or the Supreme Leader. They are telling us they understand better than anyone how these 2 forces are working together #Freeiran2020 #1988Massacre
Live: #FreeIran2020 Global Summit-Day2 Call for Justice|#1988Massacre, a Crime against Humanity, Remains Unpunished 32 Years After #EndImpunity
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