Friday, March 29, 2024
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Iran: Die Ursache der extremen Preissteigerungen

Während sich im Iran die Wirtschaftskrise verschärft, räumen staatliche Medien und Funktionäre des Landes ein, daß die vom Regime betriebene Korruption das Leben der Menschen erschwert. Sie warnen vor der Art, wie das Volk auf die anhaltenden Krisen reagieren könnte.

Am Mittwoch sagte Mansour Khansari, der Präsident der Teheraner Handelskammer, gegenüber der staatlichen Tageszeitung „Akhbar-e Sanat“: „In den kommenden vier Jahren werden viele wirtschaftliche Probleme auf uns zukommen; die Probleme, die sich in den vergangenen zehn Jahren angesammelt haben, werden in den kommenden vier Jahren über die Ufer treten.“

Khansari bat um eine Frage von den Kandidaten der Farce der Präsidentenwahl (?) und sagte: „In den vergangenen 16 Jahren hat sich der Bereich der Arbeit um 10 Millionen Menschen vermehrt; doch das Niveau der Beschäftigung hat nur um 3 Millionen zugenommen. Das soziale Kapital ist zusammengebrochen; davon ist auch die Wirtschaft betroffen. Unser wirtschaftliches Wachstum betrug in den vergangenen 10 Jahren fast Null.“

Am Donnerstag schrieb die halb-offizielle Nachrichtenagentur ILNA: „In allen Gebieten haben die Kosten zugenommen – ein Angriff auf das Auskommen der Arbeiter.“ Nach ILNA haben die Kosten „des Transports um durchschnittlich 30% zugenommen; auch die Mieten und die Ausgaben für ärztliche Behandlung und Bildung nehmen zu; doch die empfindlichste Steigerung findet sich im Bereich der Nahrungsmittel; sie nimmt jede Woche, jeden Tag zu.“

In diesem Jahr prahlte Hassan Rouhani, der Präsident des Regimes, mit einer „39-prozentigen Zunahme“ der Löhne der Arbeiter. Doch aufgrund der Inflation und der durch die Regierung bewirkten Steigerung der Preise der Grundgüter müssen die Arbeiter mit der Armut kämpfen.

ILNA schreibt: „In den ersten beiden Monaten des [persischen] Jahres ist allein der Futterkorb der Haushalte um 1 170 000 Toman teurer geworden.“

ILNA räumt ein: „Bisher ist die Zunahme der Löhne durch die Steigerung der Preise verblaßt. Die Löhne der Arbeiter gehen heute durch die Inflation verloren. Von nun an bedeutet jede Zunahme der Löhne der Arbeiter eine Minderung ihrer Kaufkraft.“

Sind die Probleme des Iran die Sanktionen?

Die staatlichen Medien des Iran und die Ökonomen haben die Behauptung zurückgewiesen, daß das Problem der Wirtschaft des Landes in den Sanktionen bestehe.

Hossain Raghfar, einer der Ökonomen des Regimes sagte am Mittwoch: „Wenn es nicht zu einem fundamentalen Wandel kommt – oder mit anderen Worten: zu Reformen der iranischen Wirtschaft -, werden noch schlimmere Verhältnisse und Probleme auf uns zukommen.“

Und er fuhr nach der staatlichen Tageszeitung „Sobh“ vom 19. Mai fort: „Während der vergangenen vierzig Jahre orientierten wir uns an der Wirtschaft, die dem Lande schon viele Krisen und Probleme verschaffte; jetzt bedürfen wir in dieser Angelegenheit einer Revision und Reform.“

Raghfar unterstrich: Die Wirtschaft des Iran war in den vergangenen vierzig Jahren ein Opfer der Oligarchie [des Regimes], noch jetzt steht die Regierung dieser Oligarchie zu Diensten. Wenn sich dieser Weg, diese Tendenz nicht ändert, wird sich die Lage im Iran zukünftig noch verschlimmern.“ Raghfar betonte: „Die wirtschaftlichen Probleme des Iran sind zum größten Teil hausgemacht. Selbst wenn das Problem des Nuklearabkommens und andere internationale Probleme gelöst werden – die Wirtschaft des Iran wird weiterhin von seinen eigenen Entscheidungen beeinflußt werden.“

Die wirtschaftlichen Krisen des Iran haben die Gesellschaft in ein Pulverfaß verwandelt. Die Menschen benutzen jede sich bietende Gelegenheit, um ihren Haß gegen das Regime zu äußern; während die Farce der Präsidentenwahl näher kommt, verbreitet sich der Aufruf zum Boycott über das Land.

Am Mittwoch warnte die Tageszeitung „Vatan-e Emrooz“ die Funktionäre des Regimes: „Kein Funktionär hat bisher die Steigerung der Preise kommentiert. Niemand hat die Ursachen der tsunami-artigen Steigerung der Preise enthüllt – eine Angelegenheit, die im Volk Unzufriedenheit hervorrufen könnte.“

Hossain Marashi, einer der ehemaligen Funktionäre des Regimes, sagte am Mittwoch: „In den vergangenen Jahren wurde auf das Leben der Menschen sehr viel Druck ausgeübt; auch die Wirkungslosigkeit des Verwaltungssystems des Landes und natürlich die Wirkungs-losigkeit früherer Regierungen sind daran schuld.“

Marashi fuhr nach der staatlichen Tageszeitung „Sharq“ vom Mittwoch fort: „Während der vergangenen zwanzig Jahre haben sich die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Forderungen des Volkes angehäuft. Doch diese Forderungen wurden nicht erfüllt – daher das große Maß von Frustration. Das Ressentiment der Menschen bedeutet eine politische Warnung; sie zeigt sich jetzt an der mangelnden Bereitschaft zur Teilnahme an den Wahlen.“