Thursday, March 28, 2024
StartNachrichtenIranische Staatliche Medien warnen vor “gefährlicher Situation”

Iranische Staatliche Medien warnen vor “gefährlicher Situation”

Die Proteste gehen täglich im Iran weiter. Bei den Protesten in Isfahan begannen diese mit dem Einfordern sozialer Rechte und wurden dann bald politischer Natur. Die iranischen staatlichen Medien bemerken die rebellische Gesellschaft und haben diesen Fakt in den letzten Tagen mehrfach zugegeben.
Die aktuelle Welle des Dissens im Iran ist das Resultat von Jahren der Korruption im Regime, der Unterdrückung des Volkes und des Missmanagements. Die wirtschaftlichen und sozialen Probleme sind mittlerweile so groß, dass sie an einem explosiven Punkt angelangt sind.
„Die Situation in der iranischen Gesellschaft hat sich wegen dem Missmanagement einiger Vertreter, vor allem in den Regierungsbezirken neun bis zwölf, verschärft. Die wirtschaftliche Situation ist schlimmer als Mitte der 2000er Jahre.“, schrieb am 2. Dezember die staatliche Zeitung Jahan-e Sanat.
„Weite Teile der Mittelklasse sind nun arm. Die Klassenunterschiede sind so groß und so tief, dass diese den Geist der Gesellschaft zerstört haben“, ergänzt Jahan-e Sanat.
„Seit 2009 gab es viele Proteste. Die Proteste waren entweder friedlich oder gewaltsam. Die sozialen Klassen, die an den verschiedenen Protesten teilnehmen, unterscheiden sind“, schrieb am 28. November Jahan-e Sanat.
„Wir hatten die Mittelklasse, die 2009 nach den (Schein) Wahlen protestierte, dann gingen im November 2019 die frustrierten armen Bevölkerungsgruppen nach einer Benzinpreiserhöhung auf die Straßen. Nun sehen wir Streiks und Demonstrationen der Landwirte in Isfahan, einer traditionellen Sektion unserer Gesellschaft, die vorher nie protestiert hat.“, schrieb Jahan-e Sanat.
Der Artikel ergänzt, dass das Regime scheitern wird, wenn es sich nicht der Forderungen des Volkes annimmt. „Die Situation wird immer sensibler. Wenn es keine Änderungen gibt und die Unterklasse nicht befriedigt wird, vor allem im wirtschaftlichen Bereich und bei den Lebensbedingungen, dann wird die Situation noch sensibler werden. Heute protestieren Lehrer, Arbeiter, die Unterschicht und andere Bereiche des Lebens. Das bedeutet, dass die Menschen wissen, was geschieht (Fehler des Regimes). Es ist gefährlich, ihre Forderungen nicht zu erfüllen.“
„Dieser Wandel in der Gesellschaft muss genau studiert werden, weil Experten glauben, dass die sensible Situation die Frage immer dringender werden lässt, wie man mit den Demonstranten umgeht“, heißt es weiter in dem Artikel, der die aktuelle Situation in der Gesellschaft im Iran „gefährlich“ nennt.
Jahan-e Sanat gibt zu, dass das Regime die Forderungen des Volkes nicht erfüllen kann und es so zu mehr Unterdrückung kommen wird.
„Kein Herrscher erlaubt Proteste über ein gewisses Maß hinaus. Das System kennt das Ausmaß der Unzufriedenheit. Doch das löst nicht die Probleme. Die Proteste werden seit 2009 immer mehr. Wir haben große Proteste in 2018 und 2019 gesehen und in 2021 sahen wir wieder Proteste. Die Zeiträume der Proteste werden länger und sie werden entschlossener.“, schreibt Jahan-e Sanat.
Das iranische Volk lebt unter untragbarem wirtschaftlichen und sozialen Druck. „Die steigende Inflation ist nun über 50% und das betrifft das alltägliche Leben der Menschen. Immer mehr Familien werden arm.“, schrieb am 28. November die staatliche Zeitung Ebtekar.
Während viele Kommentatoren die internationalen Sanktionen für die Probleme der Menschen verantwortlich machen, geben die staatlichen Medien zu, dass das Volk leidet, weil das Regime den nationalen Wohlstand für destruktive Tätigkeiten verschleudert.
Ein die Regierung beratender Experte gab am Samstag zu, das Teheran zwei Milliarden Dollar des nationalen Wohlstands für das Atomprogramm verschwendet hat. „Es wird geschätzt, dass das Atomprogramm zwischen 1,5 bis 2 Milliarden Dollar kostet. Die ursprüngliche Summe, welche die Experten der Organisation für Planung und Budget aufstellten, ist nicht weit von der Realität entfernt“, schrieb am Samstag die staatliche Zeitung Arman und zitierte dort Hanizadeh. „Die Wurzel aller Missverständnisse mit dem Ausland bezüglich des Atomprogramms liegt darin, dass es keine wirtschaftliche Notwendigkeit dafür gibt (dass das Regime ein Atomprogramm verfolgt).“
In einer Studie, die 2018 veröffentlicht wurde, geht das US Finanzministerium davon aus, dass das Mullahregime jedes Jahr 700 Millionen Dollar an die Hisbollah zahlt. Der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, sagte 2016:“ Das Budget der Hisbollah, was wir essen und trinken, welche Waffen und Raketen wir haben, all das kommt von der Islamischen Republik Iran.“
Das iranische Volk weiß über all die destruktiven Aktivitäten des Regimes genau Bescheid und es weiß auch, dass dies ihr Leben und ihr Land plagt. Die Proteste finden daher im ganzen Iran statt. Das iranische Regime kann nicht länger die Proteste unterdrücken oder das Volk täuschen. Wenn das Regime einen Aufstand unterdrückt, beginnt an anderer Stelle ein neuer Aufstand.
Die staatlichen Medien beschreiben die Situation als „gefährlich“ für das Regime. In Wahrheit ist sie eine wahre Bedrohung für das Regime und seinen Machterhalt.